Amphibien- und Reptilienschutz aktuell


Die Würfelnatter Natrix tessellata

Biologie, Ökologie und Schutz

Reptil des Jahres 2009

Internationale Tagung

6. und 7. November 2009 in Bad Kreuznach

Veranstalter:

AG Feldherpetologie in der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) in Zusammenarbeit mit RWE, Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz (MUFV), Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz (GNOR), Bundesfachausschuss (BFA) Feldherpetologie/Ichthyofaunistik im Naturschutzbund Deutschland (NABU) und Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz

Tagungssprachen : Deutsch

Die Tagung war mit über 70 Teilnehmern aus Deutschland, Österreich und Schweiz sehr gut besucht. Aufgrund der regen Diskussionsrunden konnte man die Wichtigkeit dieser Tagung und der vorgestellten Problematiken feststellen.

Tagungsprogramm

(Das stattgefunde Tagungsprogramm weicht durch zeitliche Verschiebungen von einzelnen Vorträgen leicht ab und wird hier in Kürze aktualisiert)

Moderation: Ludwig Simon und Axel Kwet

Donnerstag 5.11.:

ab 20.00 Uhr: gemütliches Kennenlernen, Begrüßungsabend in dem Restaurant Galerie 60, Salinenstraße Bad Kreuznach

Freitag 6.11.:

10.00 - 10.15 Uhr
Eröffnung der Tagung, Begrüßung durch Frau Staatssekretärin JACQUELINE KRAEGE
(Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz/Mainz)
10.15 - 10.35 Uhr
AXEL KWET (Stuttgart) & RICHARD PODLOUCKY (Hannover): Das DGHT-Reptil des Jahres - von der Waldeidechse 2006 zur Würfelnatter 2009
10.35 - 11.05 Uhr
ANDREA HERZBERG (Karbach): Erprobungs- und Entwicklungsprojekt „Würfelnatter“ 1997-2001
11.05 - 11.30 Uhr
Diskussion und Kaffeepause
11.30 - 12.00 Uhr
SIGRID LENZ (Polch): Artenschutzprojekt Würfelnatter in Rheinland-Pfalz und Einleitung eines Monitoring
12.00 - 12.30 Uhr
AXEL SCHMIDT (SGDNord/Koblenz): Ausgleichs- und Artenschutzmaßnahmen in Lebensräumen einer bedrohten Schlangenart
12.30 - 13.00 Uhr
DIRK UTHER (Essen): Naturschutz bei Amprion - dem Übertragungsnetzbetreiber im RWE-Konzern
13.00 - 14.30 Uhr
Mittagspause
14.30 - 15.00 Uhr
WERNER KAMMEL (Wildon/A): Auswirkung von Kraftwerksbauten, Wasserverschmutzung und naturnahem Wasserbau auf die Verbreitung der Würfelnatter an der Mur (Steiermark, Österreich)
15.00 - 15.20 Uhr
JOHANNES HILL (Wolkersdorf/A): Verbreitung, Gefährdung und Schutz der Würfelnatter im südöstlichen Niederösterreich (Alpenostrand, Südliches Wiener Becken und Nationalpark Donauauen)
15.20 - 15.50 Uhr
ANNA KARINA SMOLE-WIENER (Klagenfurt/A): Monitoring und Schutzmaßnahmen für die Würfelnatter (Natrix tessellata) in Kärnten
15.50 - 16.15 Uhr
Diskussion und Kaffeepause
16.15 - 16.45 Uhr
ANDREAS MOSER (Zürich/CH): Tiere im Kreuzfeuer - Schlangen im Paradies (Film des Schweizer Fernsehen)
16.45 - 17.15 Uhr
Pause
17.15 - 18.30 Uhr
Öffentliches Treffen der AG Feldherpetologie: u.a. Amphib des Jahres 2010, Jahrestagung 2010, Rote Liste Deutschland, Internationales Jahr der Biodiversität
19.00 Uhr
Gemeinsames Abendessen, Buffet

Samstag 7.11.:

09.00 – 09.30 Uhr
KONRAD MEBERT (Affoltern am Albis/CH): Monitoring und Status der Würfelnatter im Tessin, Schweiz
09.30 – 10.00 Uhr
RUDOLF KLEPSCH (Wien/A): Zur Situation der Würfelnatter im Nationalpark Thayatal
10.00 – 10.30 Uhr
KONRAD MEBERT (Affoltern am Albis/CH): Vergleich der Habitatnutzung von Würfelnattern zwischen verschiedenen Gewässern im Tessin, Schweiz
10.30 – 11.00 Uhr
Diskussion und Kaffeepause
11.00 – 11.30 Uhr -Beitrag ausgefallen-
CESAR METZGER (CH): Untersuchungen zum Konkurrenz-Ausschluss-Prinzip anhand verschiedener Lebensraum-Parameter zwischen einer heimischen (Natrix maura) und einer angesiedelten (N. tessellata) Wassernatternart
11.30 – 12.00 Uhr
CHRISTIAN NEUMANN (Mainz): Radiotelemetrische Studie an der Würfelnatter im Mittleren Nahetal
12.00 – 12.30 Uhr
JOHANNES HILL (Wolkersdorf/A) & ERIC EGERER (Hinterbrühl/A): Würfelnatter, die scheue Wasserschönheit“ (Film)
12.30 – 13.00 Uhr
ERWIN MANZ (Bad Kreuzmach): Naturschönheiten des Nahelands (Einstimmung auf die folgende Exkursion)
13.00 – 14.30 Uhr
Mittagspause
14.30 Uhr
gemeinsame Exkursion in die Lebensräume der Würfelnatter an der Nahe (mit Privat-Pkw)
17.00 Uhr
Ende der Exkursion, danach Möglichkeit zum gemeinsamen Abendessen

Zusammenfassungen

Das DGHT-Reptil des Jahres – von der Waldeidechse 2006 zur Würfelnatter 2009

Dr. Axel Kwet
Richard Podloucky

1971 wurde mit der Bekanntgabe des Wanderfalken als Vogel des Jahres erstmals versucht, die Öffentlichkeit auf diese Art für Umweltprobleme zu sensibilisieren. Die zunächst oft noch belächelte Idee hat sich in der Folgezeit rasch etabliert und mittlerweile viele Mitstreiter gefunden. Rund 30 Naturschutzverbände küren heute regelmäßig ein „Naturobjekt des Jahres“ – so auch die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e.V. (DGHT), mit über 7.000 Mitgliedern die größte Vereinigung weltweit, die sich mit Amphibien und Reptilien befasst. Nach vielen Diskussionen fiel 2006 der Startschuss: Die DGHT rief, in enger Zusammenarbeit mit ihrer AG Feldherpetologie, die häufigste und am weitesten verbreitete einheimische Eidechsenart, die Wald- oder Bergeidechse (Zootoca vivipara), zum Reptil des Jahres aus. Die Resonanz, nicht nur in den Medien, war überwältigend, und so stellen wir seither jedes Jahr eine andere mitteleuropäische Reptilien- beziehungsweise Amphibienart in den Mittelpunkt. Wir wollen damit auf die Gefährdung dieser Tiere und ihrer Lebensräume aufmerksam machen und eine breitere Bevölkerung für den Schutz der gefährdeten heimischen Herpetofauna gewinnen. Im Jahr 2007 riefen wir mit der Knoblauchkröte erstmals einen Froschlurch des Jahres aus, dem 2008 – im internationalen Jahr des Frosches – eine weitere Lurchart folgte, nämlich der Laubfrosch. Turnusgemäß hätte 2008 eigentlich wieder ein Reptil an der Reihe sein sollen, doch aufgrund der Einbindung in diese internationale Kampagne gegen das weltweite Amphibiensterben fiel der Entschluss, mit dem Laubfrosch stattdessen die Flaggschiffart für den europäischen Amphibienschutz zum „Naturobjekt des Jahres“ zu küren.

2009 wurde dann erstmals auch eine Schlangenart in den Mittelpunkt gerückt. Der ideale Rahmen ergab sich im Rahmen eines „Würfelnattern-Arbeitskreises“ in Rheinland-Pfalz und dank eines großzügigen Sponsorings von RWE Transportnetz Strom GmbH – rund 10 Jahre nach dem erfolgreichen „Würfelnatterprojekt“ der DGHT, damals gefördert mit Mitteln des Bundesumweltministeriums und der Länder Rheinland-Pfalz und Sachsen, zur Neugestaltung und Vernetzung der Würfelnatterpopulationen an den Flüssen Mosel, Lahn und Elbe. Die Aktion „Würfelnatter – Reptil des Jahres 2009“ findet nun ihren würdigen Abschluss in der aktuellen Fachtagung, während andererseits schon die letzten Vorbereitungen für die Aktion zum Lurch des Jahres 2010 auf Hochtouren laufen.

Im Rahmen des Vortrags wird diese DGHT-Kampagne, von ihrer Idee und Konzeption bis zur jährlichen Durchführung, näher vorgestellt. Die Aktion findet mittlerweile in enger Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie (ÖGH) und der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (karch) sowie mit Unterstützung des NABU Deutschland statt. Neben einer internationalen Fachtagung und Werbeträgern wie T-Shirts bilden die bei der DGHT-Geschäftsstelle erhältlichen oder als pdf im Internet abrufbaren (http://www.dght.de/) Informationsmaterialien zur Art – eine umfangreiche Aktionsbroschüre (Leitfaden mit konkreten Tipps zum Schutz), ein Faltblatt (Flyer zum Auslegen an Schulen, Universitäten, Museen, Ämtern usw.) und ein farbiges Hochglanzposter – die Kernpunkte der Aktion. Natürlich sollen entsprechende Untergruppierungen der DGHT und der beteiligten Verbände sowie weitere Naturschutzorganisationen die Aktion fachlich aufgreifen, vor Ort mit „Leben füllen“ und so als Multiplikatoren wirken.

Erprobungs- und Entwicklungsprojekt „Würfelnatter“ 1997-2001

Andrea Herzberg

Im Rahmen eines E + E-Vorhabens wurden von 1997 bis 2001 Maßnahmen zum Schutz und zur Entwicklung der Würfelnatter-Populationen (Natrix tessellata) und ihrer Flußauen-Lebensräume an drei Erprobungsstandorten (Elbe, Mosel, Lahn) umgesetzt. Begleitet wurde das Projekt durch eine umfassende Öffentlichkeits- und Medienarbeit.

An der Elbe wurden nach der Durchführung habitatverbessernder Arbeiten nachgezüchtete Jungtiere an dem früheren Vorkommenstandort bei Meißen erfolgreich angesiedelt.

An der Lahn wurden durch Pflegemaßnahmen offene Kiesauen wiederhergestellt und zwei Gründerpopulationen durch Umsiedlung von Tieren etabliert.

An der Mosel konnte der verfügbare Lebensraum durch wasserbauliche und landschaftsgestaltende Umbaumaßnahmen erheblich erweitert werden.

Artenschutzprojekt Würfelnatter in Rheinland-Pfalz und Einleitung eines Monitoring


Dr. Sigrid Lenz

Im Jahr 1980 wurde in Rheinland-Pfalz das Artenschutzprojekt „Würfelnatter“ ins Leben gerufen und hat seit dem eine Vielzahl von Aktivitäten zum Schutz der Art und zum Erhalt und zur Förderung ihrer Lebensräume umgesetzt – oft auch unter Mitwirkung ortsansässige Verbände, Behörden, Kommunen, Privatpersonen und auch Sponsoren.

Aufgrund der langjährigen Erfassungs- und Überwachungsdaten der einzelnen Populationen in Rheinland-Pfalz lassen sich Trends und Veränderungen für die Bestandsdichten und die genutzten Lebensräume an allen Standorte aufzeigen, auch in Abhängigkeit von zwischenzeitlich durchgeführten Maßnahmen oder auch Eingriffen. Diese Langzeitdaten bilden mit eine Grundlage für das aktuell eingeleitete Monitoring der Art.

Ausgleichs- und Artenschutzmaßnahmen in Lebensräumen einer bedrohten Schlangenart

Dr. Axel Schmidt & Klaus Rublack

Die Würfelnatter besitzt (mit Ausnahme der Wiederansiedlung im Elbtal) in Rheinland-Pfalz an Mosel, Lahn und Nahe ihre einzig verbliebenen autochtonen Vorkommen in Deutschland. Diese Situation (Rote Liste Bund: „vom Aussterben bedroht“) und ihr Schutzstatus FFH: Anh. IV „besonders geschützt“) hat in der Vergangenheit zu verschiedenen Schutz - und Entwicklungsmaßnahmen (E+E Vorhaben DGHT an der Mosel, vgl. Vortrag Frau Herzberg, Artenschutzprojekt Rheinland-Pfalz und Monitoring, vgl. Vortrag Frau Dr. Lenz) geführt. Darüberhinaus bedarf es jedoch weiterer ständiger Beobachtung und – daraus resultierend – geeigneter Maßnahmen um die Populationen der Schlange zumindest im derzeitigen Zustand zu erhalten und wenn möglich zu stabilisieren. Am Beispiel der aktuellen Nahe-Population zwischen Bad Kreuznach und Boos soll dargestellt werden, in welcher Form Probleme wasserwirtschaftlicher und verkehrstechnischer Art auf die Population einwirken und welche Maßnahmen vor Ort ergriffen werden können um das Vorkommen bzw. Teil-Populationen in ihrem Bestand zu sichern.

Naturschutz bei Amprion – dem Übertragungsnetzbetreiber im RWE-Konzern

Dirk Uther

Die Schonung der Umwelt und die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen ist ein wesentliches Handlungsgebot der Amprion GmbH. Im Rahmen der energiewirtschaftlichen Verantwortung verfolgt Amprion das Ziel einer nachhaltig umweltgerechten und ressourcenschonenden Bereitstellung und Anwendung von Energie.

Viele Netzanlagen - vor allem Umspannanlagen und Freileitungen der Höchstspannungsebene - befinden sich außerhalb bebauter Bereiche in der freien Natur. Die Amprion GmbH richtet deshalb ihr besonderes Augenmerk auf ein natur- und landschaftsverträgliches Vorgehen bei der Planung und beim Betrieb ihrer Netzanlagen.

Mit ihrem - über die gesetzlichen Verpflichtungen hinausgehenden - Engagement im Vogelschutz, in der ökologisch optimierten Trassenpflege und bei lokalen und regionalen Projekten zum Arten- und Lebensraumschutz ist die Amprion GmbH Vorreiter in Europa.

Trassenpflege

Um die Eingriffe in Natur und Landschaft durch Trassenbau und -pflege so gering wie möglich zu halten, hat Amprion eine neue Form der Trassenbewirtschaftung, die Biotopmanagement-Planung für Leitungstrassen, entwickelt.

Vogelschutz

Höchstspannungsnetze betreibt Amprion so, dass eine Kollisionsgefahr für Vögel minimiert wird. Hierzu wurden alle relevanten Leitungsabschnitte mit Markierungen ausgerüstet.

Arten- und Lebensraumschutzprojekte

Durch ihre Vegetationsstruktur bieten walddurchquerende Leitungstrassen oder extensiv genutzte Flächen im Bereich von Umspannanlagen häufig attraktive Rückzugsbereiche für seltene Tier- und Pflanzenarten.

Die Amprion GmbH initiiert und unterstützt im Bereich ihrer Anlagen lokale Artenschutzprojekte zur Erforschung und zum Schutz seltener Arten. Die betrieblichen Unterhaltungsarbeiten auf den Anlagenflächen werden gezielt auf ein optimales Habitatmanagement hin ausgerichtet.


Auswirkung von Kraftwerksbauten, Wasserverschmutzung und naturnahem Wasserbau auf die Verbreitung der Würfelnatter an der Mur (Steiermark, Österreich)

Dr. Werner Kammel

Durch eine zunehmende Industrialisierung der Region und mangelhafte Abwasserentsorgung zeigte sich die Mur in den 1960er und 1970er-Jahren als übermäßig verschmutzt und de facto biologisch tot. Zahlreiche Fischarten sowie die Würfelnatter waren damals im größten Teil des Untersuchungsgebietes ausgestorben und beschränkten sich weitgehend auf Refugialräume an Nebengewässern. Durch massive Bemühungen zur Restauration des Ökosystems „Mur“ seit 1985 konnte die Wasserqualität erheblich verbessert werden. Sowohl die als Beutetiere in Frage kommenden Fischarten als auch die Würfelnatter haben seitdem den Lebensraum wieder besiedelt. Zudem wurden zahlreiche Projekte im Sinne des naturnahen Wasserbaues umgesetzt. Bestandsaufnahmen der Herpetofauna wurden in den Jahren 1992/93 und 2005 durchgeführt. Ein Vergleich dieser Untersuchungen belegt, dass sich die Würfelnatter auch aktuell noch weiter ausbreitet.

Eine Ausnahme von dieser Entwicklung stellen Stauräume bestehender Wasserkraftwerke dar. Während sich unterhalb der jeweiligen Staustufen häufig Würfelnatterbestände mit hohen Abundanzen befinden, fehlt die Art an den unmittelbaren Staubereichen durch mangelnden Lebensraum, geringen Strukturreichtum, hohe Feinsedimentation und geringem Fischbestand.


Verbreitung, Gefährdung und Schutz der Würfelnatter im südöstlichen Niederösterreich (Alpenostrand, Südliches Wiener Becken und Nationalpark Donauauen)

Johannes Hill

In den Jahren 2006, 2007 und 2009 wurden ausgewählte Flussabschnitte im Südlichen Wiener Becken und am Alpenostrand sowie im Bereich des Nationalparks Donauauen (Niederösterreich) auf Vorkommen der Würfelnatter (Natrix tessellata) hin untersucht. Im Zuge der Erhebungen wurde eine detaillierte Aufnahme der Lebensräume und der Gefahren, denen die Populationen ausgesetzt sind, durchgeführt. Zusätzlich wurde die Begleitherpetofauna protokolliert.

Die Schlange konnte insgesamt an fünf von zwölf Gewässersystemen nachgewiesen werden, wobei sich mehrere Fundortkomplexe unterscheiden lassen.

An der Donau existieren gegenwärtig nur vier verstreute Fundorte, wobei das Vorkommen bei Hainburg an der österreichisch/slowakischen Staatsgrenze das individuenreichste darstellt. Im Südlichen Wiener Becken konnte N. tessellata an der Leitha sowohl auf burgenländischer, als auch auf niederösterreichischer Seite festgestellt werden. Hier dürften die Bestände nach gegenwärtigem Kenntnisstand sehr klein sein, da stets nur Einzeltiere gefunden wurden. Gute Vorkommen sind am Alpenostrand an der Schwechat im Helenental zu finden, welche sich als Isolate in weiterer Folge bis zur Einmündung in die Donau fortsetzen.

Die Auswertung der Daten ergab, dass diese Art in hohem Maße an naturnahe Gewässersysteme mit einem reichen Angebot an Jungfischen, strömungsberuhigten Bereichen und begleitenden, strukturreichen Ufergehölzsäumen bzw. Auwaldrelikten gebunden ist. Diese Ergebnisse decken sich weitestgehend mit Erhebungen an anderen Würfelnatterpopulationen in Mitteleuropa.

Hauptursachen für die Gefährdung der Würfelnatter im gegenständlichen Untersuchungsgebiet sind hoher Verbauungsgrad, temporäre Wasserführung, Strukturarmut des Landlebensraumes sowie Siedlungs- und Besucherdruck.

Um Bestände zu fördern und einen Austausch zwischen isolierten Vorkommen zu gewährleisten, wird vorgeschlagen, dass Gewässerabschnitte revitalisiert und Trittsteinbiotope geschaffen werden. Außerdem sollen weitere gezielte Erhebungen an ausgewählten Bereichen durchgeführt werden, um noch etwaige andere Vorkommen nachzuweisen.

Die Würfelnatter wird nach vorliegen Ergebnissen als stark gefährdet eingestuft. Sie ist eine Zeigerart für intakte Fließgewässersysteme. Deshalb dienen alle Maßnahmen zum Erhalt und zur Förderung dieser Reptilienart auch dem Fortbestand einer Reihe anderer anspruchsvoller und bedrohter Tier- und Pflanzenarten.


Monitoring und Schutzmaßnahmen für die Würfelnatter (Natrix tessellata) in Kärnten

Anna Karina Smole-Wiener

Weitere Informationen zum Projekt sowie Kontaktdaten finden Sie auch unter: http://www.arge-naturschutz.at/projekte/tiere/wuerfelnatter/

In den Jahren 1997 bis 2000 wurde eine Untersuchung über das aktuelle Verbreitungsgebiet der Würfelnatter (Natrix tessellata) in Kärnten durchgeführt. Demnach ist die Würfelnatter bevorzugt in den Tallagen, an Seen und Flüssen Mittel- und Unterkärntens zu finden. Aufgrund ihrer eingeschränkten Verbreitung und von Hinweisen auf Arealverluste in den vergangenen Jahrzehnten gilt die Würfelnatter nach der Roten Liste in Kärnten als stark gefährdet.

Im Rahmen eines ELER-Projektes werden in der dreijährigen Laufzeit von 2009 bis 2011 an 15 ausgewählten Würfelnatter-Vorkommen Bestandsüberprüfungen sowie Kontrollen zur Habitatqualität durchgeführt.

Ausgewählt wurden Gebiete, in denen innerhalb der Jahre 1997 bis 2000 eine erfolgreiche Reproduktion nachgewiesen wurde, Vorkommen nahe von Natura 2000 Gebieten sowie fünf zufällig ausgewählte Vorkommen. Jedes Jahr werden alternierend in fünf der ausgewählten Gebiete Populationsdaten für ein Monitoring hinsichtlich FFH-Richtlinie erhoben, in den anderen zehn Gebieten eine Erhebung der Habitatstrukturen durchgeführt.

Die gewonnenen Erkenntnisse über die Lebensraumqualität sollen bereits innerhalb der Projektlaufzeit für Umsetzungsmaßnahmen zur Verbesserung der Habitatstrukturen verwendet werden.


Tiere im Kreuzfeuer – Schlangen im Paradies

(Film des Schweizer Fernsehens)

Dr. Andreas Moser


Monitoring und Status der Würfelnatter im Tessin, Schweiz

Dr. Konrad Mebert

Die Würfelnatter Natrix tessellata ist in der Schweiz vor allem im Kanton Tessin verbreitet, wo sie als regional gefährdet gilt (IUCN). Ein 2-jähriges Monitoring wurde durchgeführt, um deren Verbreitungsstatus zu eruieren. Als Basis dienten Beobachtungsdaten in der Datenbank der KARCH (Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz), die vor 2002 gesammelt wurden. Daraus wählten wir 57 Funddaten zufällig und formten lineare Feldobjekte von 1 Km Uferlänge. Jedes Feldobjekt wurde 3 x für je 2 Stunden besucht, einige Umweltdaten (z. B. Hangneigung, Pflanzendecke, Gewässertyp) gesammelt und mit Variablen der KARCH-Daten (z. B. Fangdatum, Anzahl beobachteter Tiere) verglichen. Um eine Unterschätzung des Verbreitungsausmaßes zu vermeiden, wurde die Möglichkeit einer verpassten Entdeckung von Würfelnattern in einem Feldobjekt mit berücksichtigt. Die PRESENCE Software berechnete die Auffindungswahrscheinlichkeit von Würfelnattern mit 61.2% (± 6.8%) und schätzte den Anteil besetzter Feldobjekte auf 78.0% (± 7.9%). Ein Model, basierend auf jüngeren Funddaten (KARCH-Daten) und dem Grad der Pflanzendecke, ergab die beste Schätzung des Anteils besetzter Feldobjekte. Einige zweifelhafte Funddaten konnten nicht mehr bestätigt werden. Zudem fanden wir lokalen Populationsschwund und Aussterben entlang von Zuflüssen, vermutlich als Folge von Habitatsdeterioration. Jedoch sind Populationen entlang Seen (Luganer- und Verbanoseen) und größeren Flüssen (Ticino, Brenno, Maggia, Vedeggio and Tresa) weit verbreitet und in hoher Dichte zu finden. Daher wird der Status der Würfelnatter im Tessin als stabil betrachtet. Der „Bedrohtstatus“ auf der Schweizer Roten Liste ist aber trotzdem angemessen, da ihre Verbreitung auf nationaler Ebene relativ klein ist und auch durch die Gefährdung der assoziierten Süßwasser-Ökosysteme begründet ist.


Zur Situation der Würfelnatter im Nationalpark Thayatal

Rudolf Klepsch

In den Jahren 2007 und 2008 wurden jeweils von April bis September ausgewählte Flussabschnitte an der Thaya sowie des in diese einmündenden Fugnitzbaches im Nationalpark Thayatal auf Vorkommen der Würfelnatter (Natrix tessellata) untersucht. Auch an einigen Stellen zwischen Raabs und der tschechischen Grenze wurde nach dieser wasserbewohnenden Schlangenart gesucht. Weiterhin wurden Vorkommen der Smaragdeidechse (Lacerta viridis) im Nationalparkgebiet erhoben. Im Zuge der Erhebungen wurde eine detaillierte Aufnahme der Lebensräume und der Gefahren, denen die Populationen ausgesetzt sind, durchgeführt. Zusätzlich wurde die restliche Reptilienfauna protokolliert.

Zwei Verbreitungszentren wurden festgestellt: Zum einen der Bereich am Umlaufberg („Schlangen-felsen“) und zum anderen das Vorkommen an der Fugnitz. Ein Eiablageplatz (gemeinsam mit der Ringelnatter) wurde an der Blockschüttung unterhalb des Umlaufberges entdeckt. Die Würfelnatter galt bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts als sehr häufig vorkommende Art im Bearbeitungsgebiet. Durch den massiven Rückgang des Nahrungsangebotes (v. a. Jungfische) infolge des Kraftwerk-Schwallbetriebes erlitt N. tessellata offensichtlich starke Bestandseinbußen.

Im Bereich des Nationalparks existieren nach gegenwärtigem Kenntnisstand bedeutende Vorkommen der Smaragdeidechse in Niederösterreich. Lacerta viridis konnte an etlichen Standorten nachgewiesen werden. Sie dürfte an geeigneten Stellen, wie Trockenrasen, Wald- und Uferrändern sowie Blockschutthalden praktisch flächendeckend verbreitet sein.

Dem Nationalpark Thayatal kommt somit eine hohe Verantwortung für den Erhalt der in Österreich als „stark gefährdet“ eingestuften Reptilienarten Smaragdeidechse und Würfelnatter zu.

Vergleich der Habitatnutzung von Würfelnattern zwischen verschiedenen Gewässern im Tessin, Schweiz

Dr. Konrad Mebert

Neun adulte weibliche Würfelnattern Natrix tessellata aus drei verschiedenen Populationen wurden während eines Jahres radiotelemetrisch erfasst. Die Tiere stammen aus Populationen, welche die Variation an besiedelten Habitaten der Würfelnatter in der Schweiz repräsentieren: ein relativ intaktes und geschütztes Flussdelta (Bolle di Magadino), ein semi-natürlicher, großer Bergbach (Arbedo) und ein Seeökosystem mit starkem anthropogenem Einfluss (Riva San Vitale). Alle Würfelnattern hielten sich in unmittelbarer Nähe offener Wasserflächen auf, wobei sich 97% der Lokalisierungen innerhalb von 20 m von der Wasserlinie befand. Uferschutzwerke wie Blockstein-Verbauungen und stützende Steinmauern wurden am häufigsten für Deckung, Thermoregulation und Oviposition benutzt, insbesondere wenn diese mit wenig Vegetation bewachsen und gut zur hin Sonne exponiert sind. Die Schlangen mieden Waldsegmente mit dichter, monotoner Vegetation und Bachverbauungen aus Beton mit niedrigem Ökomorphologie-Wert (fehlende Mikrostruktur). Die lange Monitoring-Periode am Flussdelta (Bolle di Magadino) zeigte eine saisonal unterschiedliche Nutzung des Ökosystems, mit einem Sommerhabitat und einer größeren Frühjahrs- wie Herbstmigration zur/von der Überwinterungsstelle.


Untersuchungen zum Konkurrenz-Ausschluss-Prinzip anhand verschiedener Lebensraum-Parameter zwischen einer heimischen (Natrix maura) und einer angesiedelten (N. tessellata) Wassernatternart

Cesar Metzger

Die Würfelnatter, geschützt und gepflegt in vielen Ländern, wird in der Region des Leman Sees als invasive Art gesehen. Sie wurde hier vor mehr als 80 Jahren angesiedelt und hat seitdem individuenstarke Populationen entwickelt. Die Bestände der hier natürlicherweise vorkommenden Vipernatter (Natrix maura) leiden unter der Ausbreitung der Würfelnatter. In der vorliegenden Studie wurden mögliche passive Interaktionen zwischen den beiden Arten untersucht, besonders im Bezug auf die Nahrungskonkurrenz.


Radiotelemetrische Studie an der Würfelnatter im Mittleren Nahetal

Christian Neumann

Das mittlere Nahetal ist Heimat der größten Würfelnatterpopulation Deutschlands. Die Population verteilt sich entlang des ca. 15 km langen Flussabschnitts auf ungefähr ein halbes Dutzend Hotspots, die sich durch optimale Lebensbedingungen für Wassernattern auszeichnen. Aber parallel zum Flusslauf verläuft über fast die gesamte Talstrecke eine vor allem in den Sommermonaten von Erholungssuchenden stark frequentierte Kreisstraße. Diese Kreisstraße zerschneidet in dem schmalen Nahetal den terrestrischen Lebensraum der Würfelnatterpopulation. Dadurch werden jedes Jahr speziell an den Hotspots Dutzende Würfelnattern vom Verkehr getötet. Um effektiv Schutzmaßnahmen planen zu können, wurde die Würfelnatterpopulation an einem besonders kritischen Hotspot im Rahmen einer Diplomarbeit im Frühjahr/Sommer 2007 genauer unter die Lupe genommen. Hierzu wurden weibliche Würfelnattern mit einem subcutanen Sender versehen. Es wurde so ein Homerange von 0,22 ha (95% Kernel) bis zu 0,27 ha (MCP) ermittelt. Die besenderten weiblichen Nattern waren sehr standorttreu, hielten sich die meiste Zeit an einer Uferböschung mit einer Steigung von ca. 60° auf. Keine der Würfelnattern wurde weiter als 15 m entfernt vom Ufer landeinwärts geortet. Die täglich zurückgelegte Strecke war in 80% der Fälle geringer als 30 m. Bewegungen im Wasser oder in unmittelbarer Ufernähe wurden etwa alle 4-5 Tage registriert, dann in über 50% der Fälle zwischen 15-18 Uhr.

Würfelnatter, die scheue Wasserschönheit“ (Film)

Johannes Hill

Eric Egerer


Naturschönheiten des Nahelands

(Einstimmung auf die nachfolgende Exkursion)

Dr. Erwin Manz

Die Nahe (lat.: Nava, urspr. keltisch: „der wilde Fluss“) trennt das Nordpfälzer Bergland vom Hunsrück, entspringt auf einer Höhe von 460 Metern über Meeresspiegel bei Selbach im Saarland und mündet bei Bingerbrück in den Rhein. Das Naheland ist eines der trockensten und sonnigsten Gebiete Deutschlands. Die mittleren Niederschlagssummen liegen in Bad Kreuznach bei 500 mm und steigen bis zur Quelle auf 900 mm an. Die mittleren Lufttemperaturen reichen von 8 Grad Celsius an der Quelle bis 10 Grad Celsius an der Mündung. Je nach Neigung und Ausrichtung der Hänge können auf kleinstem Raum große Unterschiede bestehen. Während der Periode des Rotliegenden wechselten sich vor 300 bis 250 Millionen Jahren Phasen der Sedimentbildung und des Vulkanismus ab. Durch die Kombination von flachgründigen Felsgesteinen, trocken-warmem Klima und sonnigen Steilhängen kommen viele mediterrane und pontische Floren- und Faunenelemente vor. Besonders hervorzuheben sind Französischer Ahorn, Steppengräser, Segelfalter und Smaragdeidechse.


Email- Grußkarten ein Service von Kaulquappe.de

Anzeigen

Zaunhersteller

Neue Bücher auf herpetoshop.de


L10 Web Stats Reporter 3.15 LevelTen Hit Counter - Free Web Counters
LevelTen Web Design Company - Website Development, Flash & Graphic Designers