Mailing 51/2001 vom 10.12.2001

Literaturtipp: Tagungsband "Amphibien in Auen" erschienen

Der Tagungsband "Amphibien in Auen" ist als Band 8 (2001) der Zeitschrift für Feldherpetologie erschienen. Er wurde von Joachim Kuhn, Hubert Laufer und Manfred Pintar herausgegeben. Der Band beinhaltet 24 Beiträge und umfasst 264 Seiten mit 8 Farbseiten.
Das Einzelexemplar kostet 53,78 DM (27,50 Euro) inkl. Versand im In- und Ausland.
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Inhaltsverzeichnis: http://www.amphibienschutz.de/shop/details/zfh8.htm

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Vorwort der Herausgeber

Amphibien in Flussauen Mitteleuropas: ein Vorwort

JOACHIM KUHN, HUBERT LAUFER & MANFRED PINTAR

Bis weit in das 20. Jahrhundert hinein waren die Flussauen und Überflutungsmoore die an Amphibien reichsten Großlebensräume Mitteleuropas. Die Bestandsdichten lagen in Dimensionen, die auch für Herpetologen heute kaum mehr vorstellbar sind. Übrig geblieben sind im Normalfall wenige Promille, unter glücklicheren Umständen wenige Prozent – und dies selbst dann, wenn man dem Vergleich „nur“ die Nachkriegsbestände zugrunde legt. Mit dem Niedergang der Populationen verlor sich auch die einstige Schlüsselrolle der Amphibien in den Nahrungsbeziehungen der Auen-Ökosysteme.
Trotz allem gibt es aber auch in Mitteleuropa Reste „naturnaher“ Auen mit ansehnlichen Amphibienvorkommen. Deren Bewertung wird allerdings durch den Verdacht erschwert, dass sich die herkömmlichen naturschutzfachlichen Zielvorstellungen (Leitbilder) für Auen mangels natürlicher Vergleichsmöglichkeiten an bereits anthropogen veränderten Vorbildern orientieren. Denn selbst für die verbliebenen „naturnahen“ Auen ist fast ausnahmslos eine drastisch reduzierte Morpho- und eine tiefgreifend veränderte Hydrodynamik kennzeichnend. Wohl nicht von ungefähr ist die Gleichsetzung „naturnaher“ Auen mit Auenwäldern, und zumal Hartholzauen, so verbreitet. Ständiger Veränderung unterworfene vegetationsarme und vor allem waldfreie Bereiche werden weithin zwar als auentypisch, aber flächenmäßig stark untergeordnet gedacht.
Der vorliegende Themenband der ‘Zeitschrift für Feldherpetologie’ macht den Versuch, die Naturschutzproblematik mitteleuropäischer Flussauen unterschiedlicher Typen fokussiert auf die kleine Tiergruppe der Amphibien in exemplarischen Einzelstudien aufzubereiten. Themenschwerpunkte sind:
· historische Veränderungen der Auen und ihre Konsequenzen für die Amphibienfauna
· Auswirkungen von Flussbau, Hochwasserschutz, Stauhaltungen und Ausleitungen
· Auswirkungen von Regenerations-, Revitalisierungs- und Renaturierungsmaßnahmen
· auenspezifische Aspekte der Amphibienbiologie und -ökologie (Überlebensstrategien, Bewältigung von Hochwassern)
· Schutzkonzepte für Amphibien in Auen.
Der Band richtet sich nicht allein an Herpetologen, sondern an eine breite Palette von „Anwendern“ in Behörden, Verbänden und Planungsbüros im deutschsprachigen Raum. Wir hoffen, so die Berücksichtigung amphibienökologischer Belange in Auen- und Hochwasserschutzkonzepten zu fördern. Dass die naturschutzfachlichen Leitbilder implizit auch in den Beiträgen dieses Bandes auseinandergehen, ist durchaus gewollt.
Der großen inhaltlichen Vielfalt wegen haben wir die Beiträge nicht nach Sach- oder konzeptionellen Gesichtspunkten, sondern nach Fluss-Systemen und Auentypen gruppiert. Sie reichen von den Wildflussauen der Alpen bis hinab in die Tieflandauen Nordostdeutschlands.
Den Anstoß für den Themenband „Amphibien in Auen“ gab eine gleichnamige Tagung der Akademie Ländlicher Raum Baden-Württemberg, welche am 12./13. Februar 2000 im WWF-Auen-Institut in Rastatt abgehalten wurde. 12 der 25 Beiträge des Bandes gehen auf diese Tagung zurück, die übrigen 13 wurden durch die Herausgeber gezielt angeregt. Die meisten Beiträge sind Originalarbeiten. Einige basieren auf Gutachten und Pflegeplänen. Ausdrücklich erwünscht waren auch aktualisierte und spezifisch aufbereitete Kurzfassungen anderswo publizierter Arbeiten, die jedoch Ausnahmen blieben. Alle Autoren haben sich um eine knappe und komprimierte, aber dennoch verständliche Darstellungsweise bemüht; einige haben ihre Manuskripte, den Wünschen der Herausgeber entsprechend, grundlegend überarbeitet und gestrafft. So konnte eine gleichmäßig hohe Informationsdichte erreicht werden. Wir danken allen Autoren für die konstruktive, erfreuliche Zusammenarbeit!
Selbstverständlich war es nicht möglich, sämtliche Aspekte des komplexen Problems „Amphibien in Auen“ auch nur anzureißen, geschweige denn vollständig abzudecken. Wir hoffen, daß der Themenband weitere Beiträge motivieren und anstoßen wird – auch diejenigen, die ursprünglich für diesen Band vorgesehen waren, aber nicht rechtzeitig realisiert werden konnten. Sehr wertvoll wären Präsentationen und Analysen insbesondere osteuropäischer Auen, soweit sie hydrologisch und im Sedimenthaushalt noch einigermaßen intakt sind und in vielfältiger Weise traditionell genutzt werden. Vorrangig wichtig wäre weiterhin die Effizienzkontrolle von Projekten zur Auenregeneration und -renaturierung (Deichrückverlegungen, Flutungen, Dynamisierungsmaßnahmen). Unter den Überbleibseln ideologischer Naturschutzprämissen unbedingt zu überdenken sind beispielsweise die pauschale Verdammung historisch verwurzelter kleinflächiger Feuchtackernutzung in Überschwemmungsgebieten und die Ächtung kleinflächigen Kiesabbaus in anderweitig bereits beeinträchtigten Auen – engagierte Publikationen dazu wären hilfreich!

Literaturhinweise
Die Liste enthält eine kleine Auswahl ein- und weiterführender Literatur zum Thema Auen-Naturschutz. Werke, die sich auf einzelne Flüsse oder Fluss-Systeme beschränken, wurden nicht aufgenommen; sie sind zum Teil in den einschlägigen Beiträgen dieses Bandes zitiert.
FINCK, P., M. KLEIN, U. RIECKEN & E. SCHRÖDER (Bearb., 1998): Schutz und Förderung dynamischer Prozesse in der Landschaft. – Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 56. Bundesamt für Naturschutz, Bonn-Bad Godesberg.
GERKEN, B (1988): Auen – verborgene Lebensadern der Natur. – Rombach, Freiburg.
KONOLD, W. (1996): Gewässerauen – Bedeutung und Funktion. – Zeitschrift für Kulturtechnik und Landentwicklung, Berlin 37: 146-153.
WARD, J. V. (1998): Riverine landscapes: biodiversity patterns, disturbance regimes, and aquatic conservation. – Biological Conservation 83: 269-278.
WWF-Auen-Institut & Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftpflege (Hrsg., 1991): Erhaltung und Entwicklung von Flußauen in Europa. – Laufener Seminarbeiträge 4/91. ANL, Laufen/Salzach.

Anschriften der Herausgeber:
Dr. JOACHIM KUHN, Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie, Abt. Wickler, D-82319 Seewiesen. E-mail: kuhn@mpi-seewiesen.mpg.de
HUBERT LAUFER, Büro für Landschaftsökologie, Friedenstraße 28, 77654 Offenburg. E-mail: bfl.laufer@t-online.de
Dr. MANFRED PINTAR, Institut für Zoologie, Universität für Bodenkultur, Gregor-Mendel-Straße 33, A-1180 Wien. E-mail: pintar@edv1.boku.ac.at