Mailing 47/2004 vom 06.12.2004

Kammmolche gegen Koch 92 : 8

Aufrechnung Wirtschaftsstandort gegen Naturschutz überzeugte Fernsehzuschauer nicht

NABU (Wetzlar): Sie haben einen schweren Stand, die Kammmolche im Herrenwald.
Doch gestern im Hessenfernsehen konnten sie einen Punktsieg verbuchen - zur besten Sendezeit in einer denkwürdigen Diskussionssendung unter dem Titel „Ruiniert Naturschutz unsere Wirtschaft?“.
Hessens Ministerpräsident Koch persönlich hatte sich kurz zuvor in der Hessenschau für eine Autobahntrasse durch das „Europaschutzgebiet“ Herrenwald und gegen die mit über 5000 Tieren größte hessische Population der Art stark gemacht. Doch die Aufrechnung des Wirtschafts­standortes gegen die Kammmolche ging nicht auf. Zu platt die Argumente, zu durchsichtig die Polemik.
Die Bevölkerung entschied anders. Die Umfrage des Hessenfernsehens „Übertreiben wir es mit dem Naturschutz?“ hatte ein glasklares Endergebnis: 92% sagten „Nein.“
Vielleicht eine Momentaufnahme. Vielleicht aber auch mehr: ein deutliches Zeichen, dass die hessische Bevölkerung sich allzu platten Parolen nicht anschließen mag, sondern von der Politik intelligente Lösungen fordert.
Als „Sieg der Vernunft über plumpe Meinungsmache“ wertet Hartmut Mai, Geschäftsführer des NABU Hessen, das Ergebnis der Hessenfernsehen-Umfrage. „Aus der Sicht des NABU wurde bestätigt, dass - nicht nur bei der A 49 - vernünftige und intelligente Lösungen gefragt und mehrheitsfähig sind. Wer eigenes Versagen kaschieren will, indem er den Naturschutz als Buhmann ausruft, ist auf dem Holzweg.“
Mehr Informationen – z.B. zu den Trassenvarianten und die NABU-Position zum Weiterbau der A 49 - finden Sie unter www.NABU-Hessen.de

Quelle: Pressemitteilung NABU Hessen

Trotz des positiven Votums für die Kammolche ist die Diskussion um die A 49 - Trasse in Hessen nur die Spitze des Eisbergs. Zitat Koch lt. dpa: "Wir müssen uns auf nationaler Ebene darum kümmern, dass Umweltschutz nicht so absurd wird, dass er die wirtschaftliche Entwicklung bremst". Es läuft darauf hinaus, daß in Zukunft ein Parlamentsbeschluß zur Durchführung von Großprojekten genügen soll.