Mailing 39/2011 vom 29.11.2011

DBU-Projekt Gelbbauchunke Nordhessen

Projekt „Gelbbauchunke Nordhessen“ - Aufruf zur Mitwirkung

Mit dem Beginn des Unkenjahres 2011 startete in Nordhessen das Projekt „Gelbbauchunke Nordhessen - Die Gelbbauchunke als Leitart für Pionieramphibien in den Flussauen Nordhessens: Naturschutzgenetik, Populationsökologie und Schutzmaßnahmen“. www.uni-kassel.de/asl/gelbbauchunke Die Gelbbauchunke ist seit langem von Sekundärlebensräumen wie Kiesgruben etc. abhängig, da ihre ursprünglichen Lebensräume zu stark verändert oder vernichtet wurden. Das bedeutet, dass das Überleben dieser FFH-Art in Deutschland fast vollständig von Artenhilfsmaßnahmen abhängig ist. Bei der Planung und Evaluation von Fließgewässer-Revitalisierungen findet die Gelbbauchunke nur selten Berücksichtigung.

Ziel des Projektes ist es, die Gelbbauchunke dabei zu unterstützen, die mittlere Fulda-Aue wieder zu besiedeln und somit in ihrem Primärhabitat wieder dauerhaft überlebensfähige Populationen aufzubauen. Zentraler Maßnahmenansatz ist die Kombination der Revitalisierung von Fließgewässerauen mit nachfolgender extensiver Beweidung. Der Erfolg der Maßnahmen für die Unkenpopulationen im mittleren Fuldatal wird durch populationsökologische Untersuchungen dokumentiert und analysiert.

Die wenigen verbliebenen Unkenvorkommen sind meist isoliert. Zwangsläufig sind auf der genetischen Ebene negative Folgen für die Fitness der Populationen zu befürchten. Für alle nordhessischen Vorkommen sollen deshalb die genetische Struktur und Diversität der Gelbbauchunkenpopulationen sowie ihre Infektionsrate mit dem Amphibien-Chytridpilz (Batrachochytrium
dendrobatidis) geklärt werden. Diese Daten sind eine wichtige Voraussetzung sowohl für die Abschätzung der Gefährdungssituation der einzelnen Populationen, als auch für die Auswahl zukünftiger, nordhessenweiter Maßnahmen.

Der dritte Projektbaustein arbeitet bundesweit bzw. im deutschsprachigen
Raum: Es ist zu wenig bekannt zum aktuellen Vorkommen der Gelbbauchunke in ihrem Primärhabitat Fließgewässerauen. Ihr Wiederbesiedlungspotential nach Revitalisierung dynamischer Auen wurde bisher überhaupt nicht untersucht, und auch über die Auswirkungen extensiver Beweidung, als vermutlich günstigster Dauernutzungsart von Gelbbauchunken-Habitaten, gibt es nur wenige Veröffentlichungen, jedoch unpublizierte Daten und oft nur regional bekannte Projekte.
Zusätzlich zu den Maßnahmen und Geländeuntersuchungen im Projektgebiet sollen deshalb in einer Projekt-Recherche und Expertenbefragung bei Behörden, Verbänden und via Internet bundesweit diese unpublizierten Erfahrungen und Erkenntnisse zusammengestellt und verglichen werden, um die gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen auch für andere Regionen nutzbar zu machen. Im Ergebnis soll dies eine bundesweit verfügbare gute Datenbasis ergeben, die die Erfolgsaussichten zukünftiger, ähnlich gelagerter Projekte deutlich verbessern wird.

Für diese Recherche wurde auf der Projektwebseite www.uni-kassel.de/asl/gelbbauchunke ein Fragebogen zum download eingestellt, dem auf diesem Wege eine weite Verbreitung und rege Teilnahme gewünscht wird.

Das Projekt „Gelbbauchunke Nordhessen“ ist ein Kooperationsprojekt der Universität Kassel, Universität Trier, Genocanin GmbH, Hessen Forst FENA, Stadt Rotenburg / Fulda, Regierungspräsidium Kassel und der Naturkundlichen Gesellschaft Mittleres Fuldatal und wird nicht zuletzt von der Arbeitsgemeinschaft Amphibien- und Reptilienschutz in Hessen AGAR e.V.
tatkräftig unterstützt, ebenso von den Ortsgruppen der großen Naturschutzverbände und den Landkreisen.
Das Projekt wird gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, der Michael Otto Stiftung, Helmut Beisheim GmbH & Co. KG und dem Sparkassen-Giroverband Hessen-Thüringen. Die Projektlaufzeit ist 2011-2014.

Projektkoordination:
Dipl.-Ing. Claus Neubeck
Fachgebiet Gewässerentwicklung / Gewässerökologie (FB06) der Universität Kassel Nordbahnhofstr. 1, 37213 Witzenhausen neubeck@asl.uni-kassel.de Fon 05542 981576 Mobil 0176 23829843 Fax 0561 8041822