Mailing 34/2000 vom 20.12.2000

Amphibiensterben in Peru

An alle Amphibien- Krankheits- Spezialisten und Froschfans:

Machten gerade mit GTZ-FANPE-INRENA eine Goldminen-Impaktstudie in CAJAMARCA- Peru. Dabei stellten wir fest, dass seit 1998 die Hochandinen Amphibien der Region um Celendin und Cajamarca total ausstarben: Atelopus peruensis, A. pachydermus, Bufo cophotis, Phrynopus spec., Gastrotheca monticola, G. peruviana und ALLE AQUATISCHEN TELMATOBIUS.
Diese Aussterbewelle breitet sich seltsamerweise vom SÜDEN NACH NORDEN aus. Letzte nördlichste von uns nun untersuchte Stelle (13.12.2000) mit totaler Ausrottung vor etwa 6 Monaten liegt bei S 6°47'20,0", W 78°39'38.3".
Ich konnte noch ein überlebendes G. monticola Männchen finden und einen Phrynopus spec.. Atelopus scheinen alle verschwunden zu sein, doch muss hier nochmals bei Regen nachgesucht werden um sicher zu sein. Der Erreger ist IM WASSER- es ist kein UV-B-Effekt darin verwickelt. Und es scheint KEIN CHYTRID zu sein- die überlebenden Frösche zeigten keine Veränderungen der Bauchhaut. Die Atelopus sterben auf der Puna, unter Steinen usw. in grossen Mengen.
Man findet überall tote Frösche herumliegen wenn die Seuche angreift. Tematobius sterben in ihren Tümpeln oder Bächen. Bei Atelopus konnte unser Guide blutunterlaufene Stellen an der Bauchseite feststellen, ausserdem scheinen die Frösche etwas aufgebläht zu sein.
Unser Guide versucht gerade, die Front des Aussterbens festzustellen, die auf Chota und Cutervo (incl. National Park CUTERVO) zudriftet. Höhenbereich des Aussterbens: 3000-4400 m nach unseren Beobachtungen. G. monticola überlebt noch im Tal unten bei Cajamarca. Eine Verbreitung der Seuche durch andine Wasservögel wird von mir als wahrscheinlich angesehen. Vorherrschende Windrichtung stimmt mit Ausbreitungsrichtung der Seuche anscheinend überein!
Wir sind dabei, ein internationales Forscherteam zusammenzustellen und einzufliegen. Interessenten sollten sich bei inibico@terra.com.pe registrieren und Motiv der Teilnahme und evtl. CV beifügen. Dies ist ein nationaler BIONOTSTAND, da etliche vom Menschen gegessene Froscharten der Tematobius Gruppe im Lago Junin und Titicaca von der Seuche bedroht werden können und innerhalb eines Jahres total vernichtet werden könnten, wenn wir nicht den Erreger und seine Bekämpfung schnellstens entdecken. Es ist ebenfalls geplant, ein Fernsehteam mit einzufliegen, da eine erstmalige Video- Dokumentierung des Aussterbens möglich wäre.
Koordinierungen via INIBICO-PERU

Dipl. Biol. Rainer Schulte
INIBICO-TARAPOTO

Weitere Informationen:

FROSCHNETZ.DE - Informationen rund um Pfeilgiftfrösche
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