Mailing 32/2005 vom 05.10.2005

Frosch-Pilz: Verbreitung durch Schwangerschaftstest?

Der Befall durch einen tödlichen Pilz bedroht weltweit die Gruppe der Amphibien. Australische Forscher stellen nun eine neue Theorie zur Diskussion, wie sich der Pilz von Afrika in die ganze Welt verbreiten konnte: Eine spezielle Froschart, der der Parasit nichts anhaben konnte, wurde in den 1930er und 1940er Jahren weltweit für Schwangerschaftstest exportiert.

Bevor die chemischen Schwangerschaftstests entwickelt wurden, benutzte man gern den Krallenfrosch Xenopus laevis: Der Urin einer Frau wurden den weiblichen Tieren unter die Haut gespritzt. Erwartete die Frau tatsächlich ein Kind, wurde der Organismus des Frosch-Weibchen durch das Schwangerschaftshormon im Urin zur Ovulation angeregt.

Die vom Pilz befallenen Tiere könnten in ihren Exportländern entwischt sein, wodurch die Erkrankung in fremde Ökosysteme eindringen konnte, behaupten Reinhold Mueller und Rick Speare von der Universität Townsville.

Pilz soll an mysteriösem Amphibiensterben schuld sein

Chytridiomykose heißt die Krankheit, die durch einen Pilz mit einem nicht weniger komplizierten Namen ausgelöst wird: Batrachochytrium dendrobatidis.

Dieser Pilz gilt - neben Umweltverschmutzung und dem Verschwinden der natürlichen Lebensräume - als der gefährlichste Feind von Amphibien: Er soll am mysteriösen Froschsterben in den Regenwäldern Australiens und Panamas ebenso schuld sein wie an der schwindenden Amphibienpopulation in Ecuador, Venezuela, Neuseeland und Spanien.

Übeltäter aus Afrika?

Woher aber kommt der gefährliche Pilz? Der Epidemiologe Reinhold Mueller und der Veterinärmediziner Rick Speare behaupten in ihrer Theorie, dass der Übeltäter aus Afrika stammt.

Eine Analyse von mehreren Krallenfrosch-Exemplaren in südafrikanischen Museen zeigte, dass Batrachochytrium dendrobatidis bereits einen 1938 konservierten Frosch befallen hatte und in Afrika offenbar weit verbreitet war.

Im Unterschied zur schädlichen Wirkung auf anderen Kontinenten konnte der Pilz den afrikanischen Fröschen aber nichts anhaben: Durch die gemeinsame Evolution hatte Xenopus laevis eine Resistenz gegen den Parasiten entwickelt.

Zum Problem wurde der Pilz erst, als er in andere Ökosysteme eindrang, deren Amphibien keine natürliche Resistenz aufwiesen. Bei ihnen löst er Chytridiomykose aus.

Quelle: http://science.orf.at/science/news/140686