Mailing 1/2002 vom 06.01.2002

Zusammenfassung des Beitrags " „CATCH 22“ FOR THE GREATE CRESTED NEWT "von WILLIAM ATKINS

Nachdem der Kammolch bereits in den letzten beiden Jahren zu den Themenschwerpunkten gehörte, möchte ich eine Zusammenfassung der vielzitierten Arbeit von WILLIAM ATKINS nachreichen. "Catch 22" im Titel bezieht sich dabei auf den gleichnamigen Roman von von JOSEPH HELLER, der sich allerdings nicht mit herpetologischen Themen beschäftigt, aber einen ähnlichen Teufelskreis beschreibt in dem sich auch der Kammolch befindet.

“Catch 22” für den Kammolch – Beobachtungen zur Fortpflanzungsbiologie des Kammolches Triturus cristatus und Schlussfolgerungen für den Schutz der Art.

Der Kammolch ist eine weit verbreitete Amphibienart in Nordeuropa, wobei die Vorkommen in England und Wales internationale Bedeutung besitzen. Die Art ist in den letzten 40 Jahren um etwa 50 % zurückgegangen. Viele Populationen sind verschwunden oder isoliert. Trotz des Schutzes auf nationaler und EU-Ebene setzt sich der Bestandsrückgang fort. Ursachen sind, Gewässerverlust durch fehlende Pflege und Sukzession sowie das Einsetzen von Fischen. Diese Ursachen bedürfen einer detaillierte Untersuchung, da sie die Fortpflanzungsökologie vieler Molchpopulationen betreffen.
Der Kammolch ist wegen seiner höheren Anforderungen an das Laichgewässer durch lokales Aussterben stärker gefährdet als der Teichmolch und der Fadenmolch. Die Larven benötigen für die Entwicklung relativ große, gleichzeitig aber fischfreie Gewässer. Dies ist der Teufelskreis („Catch 22“) für den Kammolch, die Wahrscheinlichkeit der Fischpräsenz steigt mit der Größe des Gewässers, weil gleichzeitig die Gefahr des Austrocknens sinkt. Deshalb führen die meisten Kammolch-Populationen einen ökologischen Balanceakt aus. Sie riskieren entweder das Vertrocknen oder Verhungern der Larven in temporären, kleinen Gewässern oder die Prädation durch Fische in dauerhaften Gewässern.
Kammolchen gelingt es sehr gut, in geeigneten Gebieten zu überleben. Das erreichen sie hauptsächlich als Metapopulationen durch erfolgreiche Reproduktion in einigen wenigen Gewässern. Das bedeutet, dass einige Gewässer wegen Fischbesatz oder Trockenfallens für die Reproduktion ungeeignet sind, gleichzeitig ist die Reproduktion in anderen Gewässern erfolgreich und kompensiert die Verluste. Mit der Zeit ändert sich die Eignung eines einzelnen Gewässers, die Metapopulation als Ganzes bleibt jedoch erhalten.
Wo besondere Umstände ein anderes Entwicklungsmuster erlauben, existieren manchmal untypische Populationen. So sind z.B. mehrere sehr große Populationen aus alten Kies- und Tongruben bekannt, wo die Gewässer mehrere Hektar groß sind. Die Isolation von Fließ- und anderen Gewässern sowie beschränkte Zugänglichkeit erhalten den fischfreien Zustand, von dem die Kammolche profitieren. In selteneren Fällen können Küstengewässer im Winter Salzwassereinbrüche erhalten, die die Bestände an Süßwasserfischen abtöten und die Gewässer für die Molche im nächsten Frühjahr „reinigen“.
Die letzte mögliche Laichpopulation ist eine, die sich auf ein einzelnes Gewässer verlässt, das oft genug austrocknet um fischfrei zu bleiben, jedoch nicht so oft austrocknet, das die Molchpopulation selbst ausstirbt. Sehr große Kammolchpopulation an einem Einzelgewässer sind selten und sollten als SSSI-Gebiet (Site of Special Scientific Interest) vorgesehen werden.
Der Beitrag endet mit einer Zusammenfassung der zehnjährigen Beobachtungen an einer Kammolchpopulation an einem Einzelgewässer, deren Größe Mitte der 1990er Jahre auf 2000 bis 3000 adulte Tiere geschätzt wurde. Die Molche pflanzen sich in einem temporär wasserführenden Burggraben in Süd-England fort. Das nächste bekannte Gewässer befindet sich in 1 km Entfernung. Nur in zwei der zehn Beobachtungsjahre war eine erfolgreiche Reproduktion möglich.

ATKINS, W. (1998) „CATCH 22“ FOR THE GREATE CRESTED NEWT – Observations on the breeding ecology of the Great Crested Newt Triturus cristatus and its implications for the conservation of the species.- British Herpetological Society Bulletin, No. 63: 17-27.